Aktuelles - Zum Tode von Anthony W. Riley

Anthony W. Riley verstorben

Die Internationale Alfred-Döblin-Gesellschaft trauert um ihren Mitbegründer, ehemaligen Präsidenten und Generalherausgeber der Werke Alfred Döblins, Anthony W. Riley.

Geboren 1929 in Radcliffe on Trent /England, interessierte er sich früh für die deutsche Literatur, angeregt durch seinen Deutschlehrer an der Schule. Anthony W. Riley studierte in Manchester, Freiburg und Tübingen Germanistik. Seine Universitätslaufbahn begann an der Universität Tübingen sowie am Queen Mary College London und führte ihn 1962 an die Queen's University Kingston, Ontario, in Kanada, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 als Professor für Deutsche Sprache und Literatur tätig war.
Professor Riley, ein herausragender Repräsentant der kanadischen und internationalen Germanistik, war Präsident der Canadian Association of University Teachers of German und Mitglied der Royal Society of Canada. Unter zahlreichen anderen Preisen, Auszeichnungen und Stipendien, die ihm während seiner langen Wissenschaftskarriere zuteil wurden, empfing Professor Riley 1983 den Queen's University Prize for Excellence in Research und wurde 1989 als erster Wissenschaftler mit dem neu gestifteten Konrad Adenauer-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichnet.

Ausgehend vom Werk Thomas Manns, über den er 1958 bei Friedrich Beißner seine Dissertation schrieb, widmete er seine literarische Forschung später schwerpunktmäßig den Werken von Elisabeth Langgässer und insbesondere von Alfred Döblin.

Seit 1978 gab er in Verbindung mit den Söhnen des Dichters Alfred Döblins Ausgewählte Werke in Einzelbänden heraus und führte damit die 1960 von Walter Muschg begründete Werkausgabe im Walter Verlag (früher Olten und Freiburg i. Br., jetzt Düsseldorf und Zürich) fort. Mit Hingabe und vorbildlicher Konsequenz verfolgte er 25 Jahre lang und verstärkt nach seiner Emeritierung das Vorhaben, das gesamte Œuvre Alfred Döblins auf wissenschaftlich gesicherter Textgrundlage wieder zugänglich zu machen. Die Vollendung der Werkausgabe Alfred Döblins ist zu seinem Lebenswerk und großen Verdienst geworden. Die Werkausgabe verdankt Anthony W. Riley acht textkritische Bände, darunter Alfred Döblins Autobiographie Schicksalsreise sowie zahlreiche Werke und Schriften Döblins, die der Herausgeber erstmals aus dem Nachlaß veröffentlichte und kommentierte. Elf weitere Bände der Werkausgabe wurden unter seiner Betreuung als Generalherausgeber fertiggestellt, zuletzt im Jahr 2001 die Neuedition der Erzählungen und des Wallenstein sowie eines neuen Bandes mit Briefen von Alfred Döblin. Der Roman Berlin Alexanderplatz erschien 1996 erstmals in textkritischer Edition.

Anthony W. Riley starb am 1. April 2003 in Kingston, Ontario. Die Alfred Döblin-Forschung verliert mit Anthony W. Riley einen ihrer herausragendsten Vertreter von internationalem Rang.

25. April 2003
Internationale Alfred Döblin-Gesellschaft
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